Marokko



Im Mai 1996 starteten wir (Jens, Thorsten, Sterni und ich) mit einem Willy's Overland und einem Landrover 88 SIII in Richtung Afrika. Schon in Frankreich der erste Dämpfer: Das Getriebe vom Willy's macht eigenartige Geräusche. Also den nächsten Campingplatz angefahren und das Getriebe vom Jeep ausgebaut. Ein Lager hatte zuviel Spiel. Ersatzteile waren in der Gegend nirgends zu bekommen. Wir haben uns dann aus einem Metallspachtel (Baumarkt) Distanzringe angefertigt und das Lager damit eingestellt. Während der Reparatur des Getriebes regnete es andauernd. Der Boden war im nu aufgeweicht und wir mussten im Matsch liegend das Getriebe wieder einbauen.

Das defekte Getriebe

Schon kurz darauf machte das Getriebe vom Landy Probleme. Die Ölablassschraube vom Overdrive hatte sich entschlossen die Weiterreise nicht mehr mit uns zu verbringen, sondern sich irgendwo anders selbst zuverwirklichen. Das Getriebeöl lief zur Partei der Ablassschraube über und hauchte sein Leben irgendwo auf einer französischen Landstraße aus. Die daraus resultierende mangelhafte Schmierung erschwerten den Schaltvorgang des Overdrives mit der Zeit erheblich. Ein französischer Fernfahrer hatte durch Zufall eine Schraube mit passendem Gewinde dabei. Mit Dichtband eingesetzt, sollte die Schraube bis zum Ende der Tour halten.
Die Weiterreise durch Spanien bis zur Fähre in Algeciras verlief ohne weitere nennenswerte Zwischenfälle.

  nu geht's los

 
An der Marokkanischen Grenze in Ceuta gab es dann Schwierigkeiten wegen unserer Funkgeräte.
5 Stunden Grenzaufenthalt mit dem Ergebnis, die Funkgeräte ausbauen und an der Grenze deponieren. Die Funkgeräte haben wir bei der Ausreise wiederbekommen. Die Abwicklung der Grenzformalitäten ist ziemlich nervenaufreibend. Bis wir abgefertigt wurden, war es Abend. Wir fuhren noch nach Tetuan und besichtigten den Basar und die Altstadt. Natürlich landeten auch wir in einem Teppichladen. Aus solch einem Geschäft ohne Teppich wieder herauszukommen, ist nicht ganz einfach, wenn man freundlich bleiben will. Die Grenzbeamten sagten uns, dass wir mit dem Jeep Probleme bei Straßenkontrollen bekommen würden. Obwohl der Jeep schon in Deutschland einen weißen Anstrich bekommen hatte, war im Innenraum noch etwas von dem originalen Natooliv zu sehen. Wir haben daher noch etwas weiße Farbe und Pinsel gekauft. In Martil auf dem Campingplatz haben wir übernachtet und uns am nächsten Morgen noch mit Lebensmittel und Wasser eingedeckt. Dort malten wir auch den Jeep an. Der Lack war nicht so dolle, selbst auf der Rücktour klebte die Farbe noch.



Der Basar von Tetuan





 
Gorges du Ziz

Vom Riff-Gebirge aus fuhren wir in den Atlas. In Fes angekommen suchten wir den Campingplatz Diamant Verde. Er lag am Stadtrand und war schön schattig angelegt. Sogar ein Swimmingpool war vorhanden. Leider war dieser nur zu einem Viertel mit Wasser gefüllt. Der Pool war voller Pflanzen und Frösche, so fiel das Baden aus. Auf dem Campingplatz selbst liefen unzählige Katzen herum. Beim Essen kochen hatten wir Mühe uns die Tiere vom Leib zu halten. Fes selber ist eine recht hektische Stadt. Als eine der vier Königsstädte kommen natürlich häufig Touristen hierher. Ständig bedrängten uns so genannte Führer. Das kann ganz schön nerven.
Über Midelt und am Gorges du Ziz entlang, führte unser Weg nach Er-Rachidia und zu den Quellen von Meski. Die Landschaft ist von unbeschreiblicher Schönheit. Ich habe kaum geschlafen, dafür aber fast die ganze Nacht den Himmel betrachtet. So einen schönen Sternenhimmel hatte ich bisher nicht gesehen. Der Campingplatz liegt mitten in einer Oase, wo ca. 600 Menschen leben. Das Bewässerungssystem welches die Fremdenlegionäre einstmals angelegt haben, speist auch einen Pool. Dort kann man mit heiligen Fischen zusammen schwimmen.

Camp in Meski

Von Meski aus sind wir weiter zum Erg Chebbie gefahren. Dieses Dünengebiet besticht durch seine einzigartigen roten Dünen. Der Versuch quer über den Erg zu fahren scheiterte kläglich. Die Dünen sind einfach zu hoch. Bei über 40°C im Schatten verliert man die Lust andauernd das Auto auszugraben. Auf den Sandblechen konnte man Eier braten. Da wir allerdings keine Eier zum Verzehr dabei hatten, nutzte uns das nicht viel. Also raus aus dem Erg und die Reifen wieder aufgepumpt. In Merzouga habe ich mich dann mitten im Ort festgefahren. Das war ein Fest für die Bewohner. So viele Ratschläge zur Bergung eines Autos habe ich noch nie bekommen. 











im Erg Chebbie


Unterwegs zum Erg Chebbie

Die Weiterfahrt zum Srji See hat sich nicht gelohnt. Eigentlich sollte es dort Flamingos geben. Leider waren keine Flamingos oder ähnliche Flieger zu sehen. Außerdem roch der See recht muffig. Nach kurzem Aufenthalt fuhren wir weiter nach Erfoud. Dort musste ich meine Kanisterhalterungen schweißen lassen, denn Sie hatten auf den Pisten arg gelitten. Der Mechaniker schweißte die defekten Halterungen mitten auf dem Fußweg vor seiner Werkstatt. Eine Befestigung für die Minusleitung gab es nicht, so nahm er das abisolierte Ende der Leitung und klemmte es mit der Hand an das zu schweißende Teil. Der bei uns übliche Schweißschirm glänzte ebenfalls durch Abwesenheit.






die Piste nach Erfoud
Pause am Dayet Srji 

Unser nächstes Ziel war Tinhir im Atlasgebirge. Der Campingplatz den wir ansteuerten lag hinter einem Restaurant im Hof. Der Boden bestand nur aus Fels und keiner von uns hat es geschafft, einen Hering in den Boden zu bekommen. Dankbar nahmen wir daher das Angebot an, auf dem Dach des Restaurants zu übernachten. Tags darauf ging es weiter durch die Todra Schlucht bis Agoudal und über den Dades wieder zurück nach Boumalne. Es ist überwältigend durch die Schluchten zu fahren. Mehrmals musste unterwegs der Todra in der Schlucht gequert werden und am Dades führten die Pisten teilweise in schwindelerregender Höhe entlang. 




Todra Schlucht









der Dades

Unterwegs im Atlas

Über Ouarzazate kamen wir nach Marakech. Der Djema-el-Fna Platz (Platz der Gehängten) und der Ihn umgebende Markt ist ein Schauspiel für sich. Leider ist hier der Tourismus schon sehr ausgeprägt. Bis spät in der Nacht tummeln sich hier Gaukler, Artisten und Händler. Ein Abenteuer für sich, ist eine Taxifahrt durch die belebte Stadt.

Den Abstecher nach Agadir hätten wir uns sparen können. Überall Hotels, Touristen und Nepp. Es gab sogar Lokale mit deutschen Namen. Dafür brauche ich nicht soweit zu fahren.
Wir machten uns langsam auf den Rückweg und fuhren über El-Jadida, Casablanca und Rabat in Richtung Norden. Auf der neuen Autobahn zwischen Rabat und Casablanca fuhren sogar Eselskarren und Mähdrescher. Schnell verließen wir die Autobahn wieder und fuhren weiter auf kleinen Küstenstraßen am Atlantik entlang. Direkt am Meer gelegen, ist Asilah ein sehr schöner Badeort ohne Touristen. Die alte Medina des Ortes ist sehenswert. Die Stadt Tanger war die letzte Station auf unserer Reise. Von dort ging durch das Riff Gebirge nach Ceuta auf die Fähre. Ein Monat Reisezeit ist einfach zu kurz.



Abschleppwagen bei El Jadida 






 
Burg zwischen Tanger und Ceuta

Auf der Heimreise machten wir noch einen Umweg in die Pyränen nach Andorra. Die Stadt besteht nur aus Hotels, Tankstellen und Geschäften. Das Tanken, Elektroartikel sowie Schmuck sind hier sehr günstig. Die Polizisten mit ihren roten Jacken sahen aus wie die Mounties in Kanada. In Andorra konnten wir morgens eine Schneeballschlacht veranstalten und noch am selben Nachmittag im Mittelmeer baden gehen.








bei Andorra

wieder am Mittelmeer

In Frankreich mussten dann beim Willy's die Bremsbeläge erneuert werden, denn sie hatten in den Serpentinen der Pyränen stark abgebaut. Bei Käse, Baguette und Rotwein verbrachten wir nach der Reparatur eine angenehme Zeit am Rhoneufer und ließen das Erlebte noch einmal Revue passieren.

  Reparatur der Bremsen

Der restliche Heimweg verlief ohne weitere Zwischenfälle und ich war mir sicher, dass das nicht der letzte Urlaub in Nordafrika gewesen sein würde.