Großbritannien 2023
Über Umwege in die Highlands
Ein Gastbeitrag von Dominic Kastens.
Nachdem ich letztes Jahr nur einen recht kurzen Urlaub in Dänemark verbracht habe, wurde es dieses Jahr wieder Zeit für eine längere Reise. Eine gute Gelegenheit, den bereits für 2020 geplanten Schottland-Urlaub nachzuholen. Da wir genug Zeit hatten, hatten wir unsere Reisepläne erweitert und auch England und Wales mit ins Programm genommen.
Allerdings stand der Urlaub ein weiteres Mal nicht unter einem guten Stern. Kurz vor der geplanten Abreise gab es Probleme mit dem Reisefahrzeug. Nach der erfolglosen Durchführung verschiedener Reparaturen haben wir letztendlich in einer Nacht und Nebelaktion noch die Ölpumpe beim Motor gewechselt. Erst einen Tag vor der geplanten Abreise stellte sich heraus, dass wir das Problem nun beseitigt hatten und es losgehen kann.
Leider war das aber nicht ganz das Ende der Probleme: Unser Freund, der öfters auf solchen Touren mitkommt, musste leider auch kurzfristig absagen. Ein kleiner Motorradunfall kam dazwischen. So wurde diese Reise ein weiteres Mal zu einer Vater-Sohn-Tour. 5 Wochen hatten wir Zeit und diese wollten wir gut nutzen.
Auf einem Samstag ging es dann los Richtung Westen. Wir hatten keine Fähre gebucht und fuhren erst einmal grob Richtung Dunkerque/Calais. Dort hätten wir dann die Option zwischen verschiedenen Fähren und dem Eurotunnel zu entscheiden. Je nachdem was günstiger wäre oder wo es gerade Platz für uns gibt. Bevor es aber so weit war, sind wir erst einmal durch die Niederlande gefahren. Nach einem Besuch bei Obelink, dem größten Campingausrüster in den Niederlanden, ging es weiter bis südlich von Rotterdam. Dort haben wir dann ein Camp nahe Zierikzee gefunden.
Nach einer guten Nacht ging es am nächsten Tag auch schon nach Calais. Die Strecke war nicht allzu weit und unterwegs konnte man per Smartphone sehr bequem ein Ticket für die Fähre buchen. Die Strecke Calais – Dover hatte noch Platz für uns und war auch der preiswerteste Weg rüber zu kommen. Mit gerade einmal 1 1/2 h Fahrzeit, lässt sich die Zeit auf der Fähre auch noch gut überbrücken. In Dover angekommen erwartete uns nicht nur der erste Doppeldeckerbus, sondern auch der Linksverkehr. Würden sie hier bei den Autos nicht überall das Lenkrad auf der falschen Seite haben, hätten sie es sich so viel einfacher mit dem Straßenverkehr machen können … Von Dover aus führte uns der Weg nach Hastings, in dessen Nähe wir auch unser Nachtlager aufschlugen.
Am nächsten Morgen taten sich die ersten Abgründe der englischen Kultur auf: Es ist quasi unmöglich so etwas wie ein vernünftiges Brötchen zu bekommen. Das, was die hier als eine „Bäckerei“ bezeichnen würde bei uns seine Lizenz postwenden entzogen bekommen. Die einzige Chance, in diesem Urlaub ein ordentliches Brötchen zu bekommen, hatte man bei Lidl. Nach dem kläglichen Versuch ein Brötchen zu finden folgten wir weiter der Küste, bevor wir Richtung Salisbury und dann Amesbury abgebogen sind. Hier wartete die erste „richtige“ Sehenswürdigkeit auf uns: Stonehenge. Der Besuch ist quasi schon Pflicht, wenn man in der Nähe unterwegs ist. Dies denken sich wohl auch alle Autofahrer, die auf der A303 unterwegs sind. Was man erst für einen kilometerlangen Stau hält, sind einfach nur alle Autofahrer die auf der Höhe von Stonehenge langsamer fahren und den kompletten Verkehr aufhalten. Der Nachteil, wenn man so etwas wie Stonehenge bereits von der Hauptstraße aus sehen kann.
Von dort ging es dann auch wieder zurück an die südliche Küste. Nach dem Besuch bei der Durdle Door und einer Nacht in West Bay ging es in den Dartmoor Nationalpark. Hier, gerade mal am 5. Tag des Urlaubs, bewies ich mal wieder mein Geschick: Unglücklich in ein Erdloch getreten knickte ich um und nahm eine extra Stunde Erdkundeunterricht. Dank dem Adrenalin ging es da mit dem Laufen noch, recht schnell wurde es aber schlechter und schlechter und der Fuß wurde dicker und dicker. Auch schön neue Farben wie blau, grün und lila entwickelten sich hier. Ab diesem Zeitpunkt wurde in meinem Fall der Urlaub dann von Ibuprofen und Voltaren am Leben gehalten. Nach dem Urlaub gab es dann auch die Diagnose: Kein kompletter Bänderriss, aber gut angerissen. Das ich bis dahin aber die 5 Wochen damit herumgelaufen bin, hat dem Heilungsprozess zumindest nicht geholfen und alles ist ein bisschen krumm und schief wieder angewachsen.
Nach dem Patzer ging unser Weg weiter gen Westen. Vorbei an Marazion und dem Saint Michael’s Mount, welcher nur ein kleinerer Abklatsch des Le Mont-Saint-Michel aus Frankreich ist, machten wir immer wieder halt in kleineren Häfen. Schließlich erreichten wir auch Land’s End. Dies ist allerdings nur eine miese Touristenfalle und keinen Besuch wert. Somit legten wir hier auch eine sehr schnelle Kehrtwende ein. Ab dem Punkt folgten wir dann der nördlichen Küste wieder raus aus Cornwall und Devon, mit Wales als nächstes Ziel.
An dem Exmoor National Park und der Stadt Bristol fuhren wir auf schnelleren Straßen vorbei, um Wales zu erreichen. Unser erstes Ziel hier war der Bannau Brycheiniog National Park. Und wie man schon an dem Namen erkennen kann, wurde es hier langsam schlechter mit den einfach aussprechbaren Stadt- und Regionsnamen. Hier erwartete uns der Cwm Porth - Four Waterfalls Walk. Ein Rundgang zu vier verschiedenen Wasserfällen, welcher insgesamt etwa 9 km umfasst. Bei der Strecke mit meinem Fuß und auch noch bei schönstem Regenwetter und glatten Steinen sollte sich der Rundgang doch als (schmerzhaftes) Abenteuer erweisen.
Danach sollte es uns aber schon wieder an die Küste ziehen. So ging es an Swansea vorbei wieder am Wasser entlang bis nach Tenby, einer netten kleinen Küstenstadt. Hier war uns das Wetter auch schon wieder deutlich sympathischer, sodass wir hier etwas im Hafen verweilten und frühstückten, bevor es weiter ging. Für unser nächstes Ziel ging es einmal gerade durch einen Truppenübungsplatz, um an einem kleinen Parkplatz an der Küste endeten. Dort erwarteten uns ein Steinbogen und mehrere Felsspitzen an der schroffen Küste. Auch ein paar dunkle Wolken kamen wieder raus und schafften es mit ein paar wenigen Tropfen die Handvoll anderen Touristen und Spaziergänger zu verscheuchen, sodass wir den Ort fast für uns hatten.
Unser nächstes ungefähres Ziel war der Eryri National Park, oft auch unter dem Namen Snowdonia bekannt. Auf dem Weg dorthin gab es noch Fish & Chips in Fishguard, in dessen Nähe wir auch unser Camp für die Nacht auf einem Hügel aufgeschlagen haben. Während die Aussicht zur Küste echt schön war, kamen hier über Nacht doch auch gut Winde auf und haben uns gut genervt, sodass wir noch in der Nacht im Auto nach unten gezogen sind und das Dach wieder zugeklappt haben. Der Weg nach Snowdonia ging dann recht fix und dort fuhren wir ein schönes Zick-Zack-Muster auf der Karte, bevor wir auf Anglesey einmal um die Runde gefahren sind.
Auf Anglesey erwartete uns nicht nur die recht bekannte Stadt mit dem kurzen Ortsnamen Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch, sondern auch der Goleudy Ynys Lawd, ein recht nett anzusehender Leuchtturm auf einer kleinen Felseninsel direkt an der Küste. Die Stadt Holyhead selbst war hier allerdings nun nicht so interessant, weswegen wir hier auch nicht lange verblieben sind.
Als Nächstes ging es nun nach Liverpool, womit wir dann auch Wales schon wieder verlassen. Hier sollte es das letzte Mal richtig Regnen und ab diesem Punkt haben wir bis auf kleine, nur recht kurze Regenfälle nur noch gutes Wetter genossen. Liverpool selbst war zwar ganz nett, im Allgemeinen aber nicht wirklich von einer beliebigen anderen großen Stadt zu unterscheiden. Hier wollten wir am Abend auch essen gehen. Da es dort eine Art Fressmeile gibt und sich ein Restaurant an das nächste reiht, war die Auswahl groß. Daher haben wir das einzige griechische „Restaurant“ gefunden, bei dem das Essen echt grenzwertig war. Ich glaube, ich war in meinem ganzen Leben noch nie so schlecht essen. Allerdings hat mir vor allem in den Abendstunden die Gegend rund um das Royal Albert Dock recht gut gefallen. Ausgestattet mit einem Regenschirm konnte man hier auch noch ein paar Fotos schießen. Daher blieben trotz des Essens doch positive Erinnerungen an Liverpool zurück.
Liverpool verließen wir dann auch wieder Richtung Norden und machten uns auf den Weg an Lancaster vorbei zum Lake District National Park. Hier haben wir nicht nur eine schöne Runde gedreht, sondern auch gesehen, was aus einem Renault Clio wird, der auf einem Single Track dringen an uns vorbei musste. Er hätte nur ein paar Meter zurücksetzen müssen, aber da dies anscheinend keine Option war, ließ er sein Auto etwas mit unserem schmusen. Während das Alu-Riffelblech bei uns davon eher unbeeindruckt war, ging sein Tag wohl doch mit einer etwas negativeren Stimmung weiter.
Insgesamt sind diese Single Tracks in England doch recht interessant. Fast alle kleineren Straßen außerhalb von Ortschaften sind als Single Track ausgelegt. So sollte man doch meinen, die Menschen sind es dort gewohnt diese Art von Straßen zu fahren. Wenn man aber mal sieht, wie die Leute da tatsächlich fahren, scheinen sie selbst ziemlich davon überrascht zu sein, dass es für den gesamten Verkehr nur eine Spur gibt. Zusätzlich setzten sie wohl auch noch Fahranfänger gerade in Gebieten aus, wo es nur Single Tracks gibt und diese müssen dann zusehen, wie sie dort wieder wegkommen.
Schottland war nun auch schon in greifbarer Nähe. Unsere Route führte uns auch weiter in den Norden bis nach Dumfries. Die ganze Existenz dieser Stadt ist darauf ausgelegt, dass hier mal ein Dichter gestorben ist. Ab dort schlugen wir allerdings eine ganz andere Richtung ein und begaben uns zur Ostküste Englands. Es ging nach Northumberland, um ein paar Sehenswürdigkeiten mitzunehmen und etwas Zeit zu vertrödeln. Mittlerweile etwas erholt vom Motorradunfall hatte es unser geplanter Reisebegleiter noch geschafft die Reise anzutreten und war zu dem Zeitpunkt bereits auf dem Weg uns einzuholen. Während wir einen Abstecher zum Holy Island machten und uns auch das Dunstanburgh Castle einmal anschauten, wartete er bereits auf die Fährüberfahrt von Hoek van Holland nach Kingston Upon Hull. So trafen wir uns dann einen Tag später an der Straße zum Holy Island. Dies wurde dort natürlich auch erst einmal gebührend mit einem Eis gefeiert.
Nun ging es aber endlich gemeinschaftlich nach Schottland. Erster Zwischenstopp war Edinburgh. Nach einem kurzen Blick über die Stadt ging es aber zu unserem eigentlichen Ziel: South Queensferry. Neben zwei modernen Brücken gibt es hier auch die Forth Bridge. Dabei handelt es sich um eine alte Eisenbahnbrücke von 1890. Durch ihre rote Farbe und dadurch, dass sie auch noch beleuchtet ist, ist sie vor allem in der Nacht ein sehr schöner Anblick. Am nächsten Tag ging es dann auch schon weiter zu dem nächsten technischen Wunderwerk: dem Falkirk Wheel. Hierbei handelt es sich um ein Schiffshebewerk, welches nicht mit einem „klassischen“ Lift arbeitet, sondern zwei Gondeln für die Schiffe im Kreis dreht.
Von hier aus haben wir die Richtung beibehalten und sind weiter nach Westen gefahren. Vorbei am Devil’s Pulpit und dem Kilchurn Castle. Der Abstieg zum Devil’s Pulpit entpuppte sich gerade mit Sandalen doch als recht „interessant“. Die aus losen Steinen bestehende Treppe ist bereits seit Jahren weggebrochen und während es früher noch ein Seil gab, um beim Abstieg in die Schlucht zu helfen, hatte diese Abstiegshilfe wohl dieses Jahr auch Urlaub genommen. Gerade mit der Kameraausrüstung dabei war es eine gute Idee den Abstieg (und auch späteren Aufstieg) eher langsam angehen zu lassen. Der Anblick hat sich aber definitiv gelohnt und man fühlte sich dort wie in einer verwunschenen Fantasiewelt.
Dort konnten wir uns allerdings auch nicht ewig aufhalten und weiter führte uns der Weg zur Küste. Wir hatten hier eigentlich auch versucht, auf die Insel Mull rüberzufahren. Hier waren aber die ganzen nächsten Tage die Fähren bereits ausgebucht. Außerdem konnte man nicht auf Mull übersetzen, ohne eine Reservierungsbestätigung von irgendeinem Hotel oder Campingplatz zu haben. So fuhren wir dort nur etwas an der Küste entlang und haben uns ein schönes Camp gesucht. Dort am Fluss haben wir dann auch unsere erste größere Erfahrung mit der einheimischen Bevölkerung der blutsaugenden Art gemacht. Im Buschwerk lauerten die Midges, eine kleine blutsaugende Fliegenart, die alle zusammen nur darauf gewartet haben, dass wir vorbeikommen. Nicht ohne Grund kann man fast überall in Schottland kleine Netze kaufen, die man sich über den Kopf stülpt, um diesen vor den Biestern zu schützen. In weiser Voraussicht hatte ich mein Kopfnetz aus Island mitgebracht. Hier stellte sich nun allerdings heraus, dass die Midges kleiner sind als die Fliegen in Island und ganz bequem durch das Netz durch passen. So wurde aus meinem Kopfnetz leider eher eine Buffeteinladung als ein wirkungsvoller Schutz.
Durch den Blutverlust 2 kg leichter und halbwegs ausgeschlafen ging es am nächsten Tag wieder am Kilchurn Castle vorbei zur A82, um dann durch das Glen Coe zu fahren. Das Glen Coe ist schon ein sehr sehenswertes und schönes Tal. Wenn man aber genug Zeit hat, lohnt es sich hier auch eine der kleinen Nebenstraßen zum Loch Etive zu fahren. Hier wird die Landschaft dann richtig malerisch und der Weg wird neben der Straße von einem Fluss begleitet. Dieser hat immer wieder kleinere Wasserfälle und Stromschnellen, die immer wieder zu kleinen Fotostopps eingeladen haben.
Nächstes größeres Ziel war nun die Isle of Skye. Zuvor haben wir aber noch einen Abstecher zum Glenfinnan Monument und Viadukt eingelegt. Diese Eisenbahnbrücke ist vor allem aus den Harry Potter Filmen bekannt. Aufgrund von Sicherheitsbedenken war die Strecke allerdings zu dem Zeitpunkt stillgelegt und der Zug fuhr nicht wie gewohnt zweimal täglich über die Brücke. Somit lohnte es sich auch nicht als richtiges Fotomotiv. Also ging es weiter Richtung Skye. Vorbei am Eilean Donan Castle, einer der schönsten Burgen in Schottland, ging es über einen abenteuerlichen Weg und einer sehr kleinen Fähre rüber auf die Insel Skye. Auf der Insel hatten wir gleich mehrere Ziele uns ausgeguckt.
Unser erstes Ziel auf Skye waren die recht bekannten Fairy Pools. Normalerweise ist dies ein Fluss an einem Berghang, welcher immer wieder kleine Wasserfälle hat und vor allem wegen der schönen Berge im Hintergrund sehr fotogen ist. Da Schottland aber zu dem Zeitpunkt deutlich weniger Regen erfahren hat, als es für das Land üblich ist, war es mehr ein Fairy Rinnsal. Es war zwar immer noch ganz nett, aber fotografisch hatte ich mir hier deutlich mehr erhofft. Da war es echt gut, dass wir zuvor die kleine Straße zum Loch Etive genommen hatten.
In der Nähe haben wir dann auch umzingelt von Midges die Nacht verbracht und sind am folgenden Tag ganz in den Westen der Insel zum Neist Point gefahren. Hier steht einer der am meisten fotografierten Leuchttürme Schottlands und wenn man die saftig grüne Landzunge und die Steilküste dort sieht, kann man sich auch gut denken, warum dies so ist. Von dort aus setzten wir dann auch unseren Rundkurs um die Insel fort. Den nördlichen Zipfel der Insel entlang machten wir auch noch einen Stopp am Quiraing. Ein sehr schönes Gebiet, welches durchaus zum Wandern einlädt. Als anerkannter Bewegungslegastheniker konnte ich dieser Einladung allerdings nicht folgen.
Weiter Richtung Süden wartete dann auch der Old Man of Storr auf uns. Einen Blick von unten Richtung Berge und den Aufstieg, der mich hier erwarten würde, entschied ich mich doch recht schnell gegen die Wanderung. Mein Fuß war immer noch nicht in der besten Verfassung und wenn wir an der Stelle ein bisschen Zeit einsparen, könnten wir es zum Abend und blauen Stunde nach Dornie schaffen, um noch einmal das Eilean Donan Castle zu fotografieren. Außerdem gehen lange Fußmärsche ohne ein Eiscafé am Ende gegen meine Religion.
Diesen Plan setzten wir dann auch um. In Portree haben wir noch eine kleine Pause eingelegt und ein Eis gegessen, um uns von der nicht gemachten Wanderung zu erholen und zu belohnen. Danach machten wir uns dann wieder auf den Weg, um Skye zu verlassen. Dieses Mal wählten wir allerdings den Weg über die Brücke und waren am Abend in Dornie. Hier hatte der kleine Campingplatz auch noch Stellplätze für uns frei. Nach einer nötigen Dusche und einer Mahlzeit machten wir uns zu Fuß auf den Weg zum Eilean Donan Castle. Zur blauen Stunde und beleuchtet bot die Burg noch einmal seinen ganz eigenen, faszinierenden Charme.
Als Nächstes wollten wir einen kleinen Bogen gen Norden fahren. Unser erstes Ziel war der Pass bei Applecross, der Bealach na Bà. Dies ist mit 626 m der höchste Bergpass Schottlands und als Single Track auch durchaus interessant zu fahren. Bei Steigungen bis zu 20 % kann die Route mit Gegenverkehr durchaus spannend werden. Auf das Abenteuer mussten wir natürlich auch in Applecross selbst erst einmal halten und ein verdientes Eis essen.
Nun ging es weiter Richtung Norden. Der kleine Bogen, den wir hier fahren wollten, wurde immer größer und größer. Vorbei am Loch Maree und immer wieder einen Bogen an der Küste entlang kamen wir beim Stoer Leuchtturm vorbei. Dieser Ort wirkt ein bisschen wie Neist Point in kleinerer Ausführung. Weiter ging es dann über Loch Assynt und den Überresten des Ardvreck Castle zurück an die Ostküste. Das nächste große Ziel war nun Inverness. In der Stadt haben wir ein paar Andenken, und wie soll es auch anders sein, ein Eis organisiert.
Von Inverness aus machten wir noch einen kleinen Abstecher in den Nordosten nach Fortrose. Durch den Aufbau der Bucht gibt es hier nur einen relativ schmalen Durchgang für das Meer, was besondere Auswirkungen bei Ebbe und Flut hat. Bei Flut wird das Wasser durch diesen engen Bereich getrieben und mit dem Wasser kommen auch die Lachse, die weiter ins Land zu ihren Flüssen wollen. Dies wissen allerdings auch die Delfine, die sich etwa 2 h nach Beginn der Flut in den Gewässern tummeln und teilweise zum Greifen nah sind. So kann man sehr gut beobachten, wie sie am Jagen sind, aus dem Wasser springen oder einfach nur herumtollen.
Von Fortrose aus ging es weiter in den Osten, immer an der Küste entlang. Neben weiteren Highland-Rindern gab es hier auch sehr nette Küstenabschnitte und kleine Orte direkt am Wasser. Abschließend endeten wir hier in der größeren Hafenstadt Fraserburgh. Es war eine weitere gute Gelegenheit sich abends zur blauen Stunde im Hafen herumzutreiben und noch ein, zwei Schnappschüsse mitzunehmen.
Von dort ging es am nächsten Tag auch direkt weiter. Wir folgten der Küste weiter in den Süden, ließen uns noch etwas von den Felsen und Klippen beeindrucken, bevor wir einen Bogen um Aberdeen machten und uns entlang der Route noch das Dunnottar Castle anschauten. Für die Menge der Leute, die diese Burg ansehen wollen, ist der Parkplatz dort allerdings viel zu unterdimensioniert. Der Blick von der gegenüberliegenden Seite der Bucht auf die Burg lohnte sich aber definitiv.
Es ging langsam wieder zurück nach Edinburgh, wobei wir hier einen leichten Umweg durch den Cairngorms National Park nahmen, um noch ein bisschen was von den Highlands zu sehen. Vorbei am Devil’s Elbow über eine weitere Passstraße ging es bis nach Perth und schließlich auf größeren Straßen an Edinburgh vorbei. Langsam aber sicher näherte sich der Urlaub seinem Ende und so war es nicht verkehrt ein bisschen Strecke hinter uns zu lassen. Wir sagten Schottland also auf Wiedersehen und fuhren nach Newcastle upon Tyne und von dort aus auf größeren Straßen bis nach Whitby.
Neben einem schönen Hafengebiet war hier die alte Abby auf den Hügeln an der Küste unser Ziel. Mit etwas verhandlungsgeschickt und großen Hundeaugen bekamen wir sogar noch einen Platz auf dem innerstädtischen Campingplatz, welcher auch noch zufällig in Laufreichweite zur Abby lag. Die Whitby Abby eignete sich sowohl abends zur untergehenden Sonne, als auch früh am Morgen als ein sehr schönes Fotomotiv. Wenn die morgendliche Sonne die Ruine in ein leichtes Rot einfärbt, vergisst man fast das Leiden, welches einem das Klingeln des Weckers kurz vorher beschert hatte.
Und apropos „Leiden“. Die ganzen Kilometer gingen natürlich auch nicht am Auto ganz spurlos vorbei. Die Hinterachse hatte angefangen ein bisschen zu viel Spiel zu entwickeln, denn hier waren 2 Gummis langsam ausgeleiert. Obwohl wir im Land der Land Rover waren, bekommt man diese Ersatzteile leider nicht an jeder Straßenecke. Selbst größere Unterlegscheiben um das Spiel zu reduzieren waren ein Problem zu bekommen. Was man aber sehr gut in einem Baumarkt bekommen kann, sind passende Hausnummern für Gebäude. Zufälligerweise hat hier die Nummer 8 genau den passenden Durchmesser …
Nach der kleinen Reparatur ging es weiter runter bis Kingston Upon Hull und wir merkten, dass wir doch noch ein bisschen Zeit übrig haben. Neben einer kleinen Pause mit einem Eis bedeutete dies aber auch, dass wir noch einen Abstecher machen konnten. So ging es wieder etwas ins Landesinnere und in den Peak District National Park. Hier gab es auch wieder viele schöne Ecken. Da dies aber auch hinreichend bekannt ist, war der Peak District dem entsprechend auch überlaufen. Gelegen zwischen Manchester und Sheffield, lädt das Gebiet natürlich viele für Wanderungen und auch kurze Tagestrips ein.
Jetzt näherte sich der Urlaub aber wirklich langsam dem Ende. Das Datum für die Fährfahrt zurück in die Niederlande rückte immer näher und so fuhren wir wieder in den Osten. Es ging an Nottingham vorbei nach King’s Lynn und wieder zur Küste. Leider konnte man hier aber nicht so schön an der Küste entlangfahren, wie es in Schottland der Fall gewesen ist. Vom Wasser sah man eher selten etwas und falls die Straße wirklich einmal bis ans Wasser ging, endete man in nicht so schönen, touristisch überlaufenen Orten. Trotzdem fanden wir hier noch einen netten Campingplatz und die beste Pizza des ganzen Urlaubs. An dem Tag war gerade ein Pizza-Wagen mit auf dem Platz und verkaufte seine Waren. In einem echten Steinofen hinten im Wagen wurde die Pizza frisch zubereitet und schnell fertiggemacht. So einen Aufbau hatte ich bisher auch noch nicht gesehen und neben dem interessanten Anblick, hat die Pizza auch echt gut geschmeckt.
Am folgenden Tag gingt es dann runter nach Ipswich. Auf dem Weg dahin ließen wir uns noch von den „Hand-Autowäsche“-Schildern überzeugen und gönnten den Autos eine kleine Wäsche. Bis zur Fähre in Harwich war es nicht mehr weit und wir hatten genug Zeit, um noch einen Nachmittag in Ipswich zu verbringen. Bei dem Gang durch die Innenstadt fiel mir aber nicht nur Eis und ein Tee in den Schoß. Leider wollte auch die örtliche Möwenpopulation mir zeigen, was sie denn von so doofen deutschen Touristen halten und brachten mich in eine beschissene Lage.
Zum Abend ging es dann nach Harwich und auch schon aufs Gelände vom Fährterminal. Hier konnten wir uns in eine Ecke stellen und die Nacht verbringen, bis dann am nächsten Morgen die Fähre für uns bereit war. Die Überfahrt dauerte ein bisschen, aber schließlich waren wir wieder in den Niederlanden angekommen und konnten dort auch endlich auf der richtigen Seite der Straße fahren und schlugen uns noch bis nach Enkhuizen durch. Hier haben wir zwar noch ein Eis bekommen, aber alle Restaurants hatten schon geschlossen oder waren gerade dabei zu schließen. Auch den Stellplatz, den wir uns vorgenommen hatten anzusteuern, gab es so in der Form nicht mehr. Trotzdem konnten wir aber die Nacht in der Nähe verbringen.
Am nächsten Tag lag dann nur noch ein letztes Ziel vor uns: Unser Zuhause und damit auch das Ende der Reise. Unterwegs konnten wir ein paar Brötchen ergattern und haben noch am Ijsselmeer gefrühstückt. Von dem Punkt an war es dann aber nur noch fahren, fahren und fahren, bis wir schließlich zu Hause angekommen sind. Damit endete dann wieder einmal ein weiterer, erfolgreicher Urlaub. Insgesamt 7929 km war die Rundreise dieses Mal lang und dauerte 34 Tage.