Spanien 2014


Eine Prise Pyrenäen und ein bisschen Andalusien...


Der Sommer liegt in den letzten Zügen, die Temperaturen sinken allmählich und an den Bäumen verfärben sich die ersten Blätter als Vorboten auf den kommenden Herbst. Da liegt es nahe, dass T-Shirt und kurze Hose Wetter zu verlängern und den Urlaub gen Süden anzutreten. Der Landy steht fertig gepackt vor der Tür und morgen ist Freitag, der 3. Oktober. Dann werden die Autobahnen wieder recht belebt sein, also starten wir noch am Donnerstag nach der Arbeit, um dem gröbsten Reiseverkehr in Deutschland zu entgehen.

Wir, das sind Jens, mit dem ich schon seit vielen Jahren gemeinsam reise, mein Sohn Dominic und ich. Mit 2 Landrover sind wir nun auf den Weg in die Pyrenäen und von dort soll es weitergehen bis nach Andalusien in die Sierra Nevada.

Das Navi wird mit ersten Zwischenzielen gefüttert, der Tempomat ist eingeschaltet und wir müssen nun erst mal nichts anderes mehr tun als Kilometer abspulen, gute Radiosender auswählen und in wohldosierten Abständen Reiseproviant in uns reinzustopfen. Vor allem Letzteres fällt uns nur allzu leicht und die Abstände werden zunehmend kürzer...

Unterwegs auf der belgischen Autobahn mahnt die Tankuhr zu einem Abstecher in den nächsten Ort, um neuen Kraftstoff zu bunkern. Wir informieren unser technisches Helferlein über unseren Wunsch nach einer Tankstelle und lassen uns leiten. Die Stimme aus dem Navi vermeldet propagandagleich eine Falschmeldung nach der anderen, die angepriesenen Tankstellen glänzen Samtweg durch Abwesenheit, bestenfalls erinnert noch eine Ruine an glanzvollere Zeiten. Die Europakarten sind auf dem neuesten Stand, daran sollte es eigentlich nicht liegen. Na ja, wir finden trotzdem noch einen Dieseldealer und fahren mit nun wieder vollen Tanks weiter nach Frankreich. Via Paris geht es Richtung Atlantik, welchen wir bei La Rochelle erreichen.

         

Ab hier drosseln wir unser Reisetempo und lassen uns Zeit. Bei Royan setzen wir mit der Fähre nach Le Verdon Sur Mer über und schlagen unser heutiges Camp in Sichtweite des Fähranlegers auf. Ein kurzer Weg über die Dünen und wir stehen am Atlantikstrand, welchen wir an diesem Abend praktisch für uns alleine haben. Der Küste folgend gelangen wir südlich von Arcachon zur Dune de Pilat, Europas größten Wanderdüne. Die Düne ist etwa 2,7 Kilometer lang und ragt bis zu 100 m hoch über das Bassin d` Arcachon. An der Ostseite fällt sie steil hinab in einen Wald und begräbt die Bäume am Waldrand unter sich. Von ihrem Kamm aus hat man einen sehr schönen Blick über die Landschaft, zumindest sobald man wieder zu Atem gekommen ist...



  


In Biarritz am Strand schauen wir eine Weile den braun gebrannten Surfern zu. Das Ganze funktioniert in etwa so: Von Achtundvierzig mehr oder weniger motivierten Wellenreitern sitzen sechsunddreißig auf ihren Brettern, dümpeln vor sich hin und warten auf die perfekte Welle. Und zwar solange bis sie vom Wasser verschrumpelt sind, eh nach Hause müssen oder das Renteneintrittsalter erreicht haben. In der Zwischenzeit versauen sie den wirklich engagierten Surfern die Linie und gucken doof rum. Acht weitere versuchen zumindest halbherzig mal eine Welle anzugehen, um später einmal ihren Enkeln erzählen zu können – fast, ja fast hätte ich mal eine Welle abgeritten, damals im Spätsommer 2014 an der französischen Atlantikküste...



Aber dem kleinen Rest macht es Spaß zuzusehen, wie sie geschickt die Wellen abreiten und sichtlich ihre Freude daran haben.

San Sebastian mit seinem Stadtstrand gefällt uns sehr gut. Hier in Spanien ist das Lebensgefühl, welches auf uns einwirkt deutlich entspannter und gemütlicher als noch zuvor in Frankreich. Wenn man durch die Fußgängerzone schlendert, begegnen einen schon mal Leute in Neopren mit Surfbrett unterm Arm, die auf dem Weg zum Strand sind. Wir sehen auch hier den Surfern und Kajakfahrern am Stadtstrand eine Weile bei ihrem Treiben zu, bevor wir uns aufmachen die Stadt zu erkunden. Das leckere Entrecôte Steak in einem der vielen Restaurants kommt uns gerade Recht, um die durch den Stadtbummel verbrauchte Energie wieder aufzutanken. Ok, der Spaziergang durch die Stadt war jetzt nicht so lang und das Steak dafür recht groß, sodass wir einen leichten Kalorienüberschuss verzeichnen müssen, aber auch das hält uns nicht von einem Eis als Abschluss ab. Ist ja schließlich Urlaub…


  


Am Abend sieht man sehr viele Leute am Hafen und am Strand entlang joggen. Wir jedoch halten uns etwas zurück, um unsere gerade erst angefutterten Reserven nicht schon gleich wieder zu verlieren.

Hinter San Sebastian verlassen wir den Atlantik und schlagen uns in Richtung Pyrenäen, welche einladend bis zur Küste hinunterreichen. Wir wollen der Gebirgskette bis zum Mittelmeer folgen und dabei ein paar Schotterpisten unter die Räder nehmen.

Auf der französischen Seite der Pyrenäen verlaufen die Strecken die wir fahren zumeist durch Wälder und geben nur wenig von der Landschaft preis. Der spanische Teil gefällt uns deutlich besser und so bleibt unser Gastspiel auf der französischen Seite ein kurzes und wir gelangen immer weiter nach Süden.

  

Die Bardenas Reales liegen eigentlich nicht mehr in den Pyrenäen, aber viele Bilder die wir zuvor von der Halbwüste gesehen haben, veranlassen uns dazu einen Abstecher in den Naturpark zu machen. Man wähnt sich in Arizona oder Nevada beim Anblick der wüstenähnlichen Landschaft aus zumeist ockerfarbenen Lehm. Jedoch ist nur ein kleiner Rundkurs mit dem Fahrzeug auf gut ausgebauten Wegen befahrbar. Offroadfeeling kommt da keines auf, zumal in der Mitte des Rundkurses ein militärisches Übungsgebiet liegt und ein betreten verboten ist. Trotzdem ist die Landschaft wirklich sehenswert und zu dieser Jahreszeit fast menschenleer. Zahlreiche Wege zum Wandern oder Mountainbiken sind ausgeschildert. Nur die dort übenden Jets der spanischen Luftwaffe passen nicht so recht ins Bild.




   



Zurück in den Pyrenäen bleiben wir auf der spanischen Seite. Der Bewuchs ist hier nicht so dicht wie auf der französischen Seite und so hat das Auge mehr von der Fahrt durch die Bergwelt. Leider ist es streckenweise sehr nebelig, bzw. hängen die Wolken so tief, dass man kaum etwas von der Aussicht mitbekommt. Am Abend zieht ein Gewitter auf und es regnet anhaltend. Trotzdem ist es gemütlich unter dem Tarp, welches wir zwischen die Autos gespannt haben. Der Regen prasselt monoton auf die Zeltplane und vom Grill steigt schon verlockender Geruch auf. Ein Hirte passiert mit seiner Schafsherde unser Lager, mehrere Hundert Tiere ziehen links und rechts an uns vorbei. Es scheint überhaupt kein Ende zu nehmen, eine solch große Herde habe ich nie zuvor gesehen. Die große Anzahl an selbstlaufenden Proviant und der eh schon bereitstehende Grill führen mich in Versuchung, aber der Blick der Hirtenhunde ist wachsam und ihre Zähne sind groß…


        



Das in einem Hochtal der Pyrenäen gelegene Andorra scheint ausschließlich aus Tankstellen, Hotels und Einkaufsläden zu bestehen. Es ist Wochenende und viele Spanier nutzen die Zeit für einen Einkaufstrip in der Steueroase. Es ist rappelvoll. Obwohl Andorra nicht zur Europäischen Union gehört, ist der Euro die offizielle Währung in dem kleinen Fürstentum. Wir nutzen lediglich die günstigen Tankstellen und schaffen es ansonsten ohne prall gefüllte Einkaufstaschen von dem Stadtbummel zum Campingplatz zurückzukehren.

Das Wetter bleibt bescheiden, so beschließen wir erst einmal ans Mittelmeer zu fahren. Die Strecke von Andorra bis zur katalanischen Küste nach Barcelona ist gut ausgebaut und so erreichen wir recht schnell die Millionenstadt. Hier am Mittelmeer scheint die Sonne und es ist angenehm warm.  Etwas außerhalb der Metropole lassen wir die Landys auf einem Campingplatz zurück und fahren mit dem Zug in die Stadt. In Barcelona wird man fast zwangsläufig früher oder später über Antoni Gaudi bzw. eines seiner vielen Werke stolpern. So statten auch wir dem bekanntesten Wahrzeichen der Stadt,  der Sagrada Familia, einen kurzen Besuch ab. Die imposante Kirche ist seit 1882 noch immer im Bau und in der Krypta der unvollendeten Kirche wurde ihr berühmter Architekt nach seinem Tod im Jahre 1926 auch beigesetzt. Nach der Besichtigung von Gaudis Lebenswerk fahren wir mit der Metro runter zum Hafen. Vorbei an der Kolumbusstatue schlendern wir vom Hafen über die La Rambla, Barcelonas berühmter Promenade, entlang vieler Verkaufsstände, Straßenkünstler und Cafés in Richtung Innenstadt.

   


Bevor wir Barcelona am nächsten Tag verlassen, schauen wir noch am Casa Batlló vorbei und besuchen den Park Guell, wo viele weitere Werke von Antoni Gaudi zu sehen sind. Nicky bemerkt nebenher, dass es schon erstaunlich ist, wie weit man es als farbenblinder Fliesenleger bringen kann ;-) Natürlich dürfen bei einer solch stark frequentierten Touristenattraktion auch die Straßenmusiker nicht fehlen. Innerlich war ich ja schon auf singende Vogelgrippe eingestellt, sollte mich hier aber täuschen. Es machte wirklich Spaß, diesen jungen Musikern auf ihren z.T. für mich sehr außergewöhnlichen Instrumenten zuzuhören.



  

 
Entlang der Küste machen wir immer wieder Abstecher ans Meer und kommen so durch einige der vielen Urlaubsorte. Irgendwie sehen sie alle gleich aus, es ist kaum ein Unterschied festzustellen, wo der eine Ort endet und ein neuer beginnt. Lediglich die Kreisverkehre bzw. deren fantasievolle Bepflanzung sind immer wieder schön anzusehen. Neben Palmen und anderen Gewächsen sehen wir z.B. eine kleine Fischerhütte nebst Boot und Brunnen und sogar eine Burg in Miniaturausgabe ziert einen der Kreisel. Es scheint fast, als wetteifern die Orte miteinander, wer den schönsten Kreisverkehr hat.



Die drittgrößte Stadt Spaniens, Valencia, gefällt uns deutlich besser als Barcelona. OK, die Stierkampfarena befindet sich direkt neben dem Hauptbahnhof und der letzte Kampf zwischen vermeintlicher Bestie und todesmutigen Matador (dieser lediglich unterstützt durch berittene Kavallerie sowie leichter Infanterie) ist laut den aushängenden Plakaten erst einige Tage her. Mit dieser alten Tradition ist scheinbar nur schwer zu brechen. Es erschließt sich mir einfach nicht, wie man nur aus Lust/Freizeitvergnügen Tiere quälen muss und obendrauf dem Ganzen noch versucht eine Note von Sport bzw. Heldentum angedeihen zu lassen. Übrigens reagieren Stiere gar nicht auf die roten Tücher, das machen nur Kühe. Die Stiere gehen nur auf die tuchschwenkenden Toreros los, weil sie sauer sind das man sie für Kühe hält...

 


Aber die angrenzende Altstadt ist ganz nett und man kann mit dem Bus mal eben zum Stadtstrand fahren. Es ist lange nicht so voll wie in Barcelona und es geht dementsprechend deutlich weniger hektisch zu. Besonders gefallen hat uns die Ciudad de las Artes y de las Ciencias, die Stadt der Künste und der Wissenschaften. Bis spät in die Nacht hinein fotografieren wir die futuristisch anmutenden Gebäude, in denen unter anderem ein 3D-Kino, eine Oper und das größte Aquarium Europas untergebracht sind.

 



 



Weiter südlich bei Tabernas kommen wir durch ehemalige Drehorte für viele Westernfilme. Die Gegend um Tabernas gilt als die einzige echte Wüste Europas. Die Landschaft erinnert stark an die Wüsten Nordamerikas. Hier drehte z.B. Bully Herbig seine Westernkomödie „der Schuh des Manitu“, aber auch viele andere bekannte Westernklassiker wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ oder „für eine Handvoll Dollar“ wurden hier gedreht. Da macht man sich zwangsläufig Gedanken, warum die Cowboys und Indianer solch lange und beschwerliche Ritte auf sich genommen haben, wo doch nicht weit entfernt regelmäßig der Bus fährt ;-)




Auf unserem Weg durch die umliegenden Berge finden wir am Abend ein passendes Camp, von dem aus man bis zur Hafenstadt Almeria und aufs Mittelmeer sehen kann. Der Sonnenuntergang und die  beleuchteten Städte an der Küste sind ein grandioser Anblick. Wir fahren noch zwei weitere Tage in der Umgebung von Tabernas umher und so einige Pixel finden dabei ihren Weg auf die Speicherkarten, bevor wir dann zur Küste nach Almeria aufbrechen. Nach einem kurzen Stopp in der Hafenstadt, geht es weiter die Küste hinunter. In einem kleinen Yachthafen schlagen wir unser Camp für die Nacht auf. Dort nutzen wir auch noch die Gelegenheit für ein kurzes Bad im Mittelmeer. Nach einem ruhigen Abend mit fernsehreifen Sonnenuntergang, beginnt später irgendwo im Hafen eine Party auf einem der Schiffe und die Musik beschallt uns die ganze Nacht bis um 7:00 Uhr am Morgen. Es ist schon sehr ärgerlich, dass meine Akkubohrmaschine den Dienst unter der Wasseroberfläche verweigert...



 



Kaum wenden wir der Küste den Rücken zu, finden wir uns wieder in einem glitzernden Meer aus Plastik. In einem breiten Streifen entlang der Küste ziehen sich die riesigen Treibhaus Plantagen in einem Labyrinth aus Planen. Kilometerlang fährt man durch diese „bezaubernde Folienlandschaft“, in der allerlei Obst und Gemüse angepflanzt werden. Diese, auch Europas größter Wintergarten genannten überdachten Anbauflächen sind kein wirklich schöner Anblick. Aber nach einer Weile lassen wir das Plastico de Mare hinter uns und ziehen weiter in die Berge der Sierra Nevada. Über kleine Schotterpisten schlängeln wir uns auf über 2300 Meter hinauf, wo wir unser Lager für die Nacht aufschlagen. Es ist windig und kalt, so liegen wir schon recht früh in den wärmenden Schlafsäcken und warten darauf, was der nächste Morgen uns bringen mag.




Am folgenden Tag überqueren wir den Gebirgszug auf schönen, aussichtsreichen Pisten und kommen dabei auch an einer verlassenen Kupfermine vorbei. Die von uns gewählte Strecke wird immer enger und windet sich am Berg entlang hinab, bis sie in einer Schlucht in einem kleinen Bachbett endet. Spuren deuten darauf hin, dass hier irgendwann schon mal jemand entlang gefahren ist und in dem Bach läuft nur ein kleines Rinnsal Wasser entlang. Also zwängen wir uns durch den engen Abschnitt und hoffen, dass wir am Ende nicht umdrehen müssen. Die Fahrzeuge zu wenden wäre hier nicht möglich, die Felsen reichen bis fast an die Landys heran und das Buschwerk streift schon an beiden Seiten des Pickups und der Kabine. Wir müssten also ein recht langes Stück rückwärtsfahren, wenn es nicht mehr weitergeht. Aber wir haben Glück und die Schlucht endet in einem Tal, wo wir dann auch wieder auf eine besser zu erkennende Fahrspur treffen.

 


Inzwischen hat auch in Spanien der Herbst Einzug gehalten. In leuchtenden Rot und Gelb stehen die Bäume im warmen Sonnenlicht am Straßenrand. Ein Anblick, der die Laune hebt und die Kilometer schnell vorbeiziehen lassen würde, wären da nicht die zahlreichen Fotostopps die die Landschaft uns aufdrängt. Wir fahren quer durch Kastilien-La Mancha, der Heimat Don Quijotes, wieder zurück in Richtung der Pyrenäen. Bei Cuenca kommen wir zur Ciudad Encantada, der verzauberten Stadt. Die in 1500 m Höhe gelegene Kalklandschaft, welche sich in einem großen Kiefernwald befindet, gehört zum Naturpark Serranias de Cuenca. Die Felsen weisen unterschiedliche Härtegrade auf, wodurch sie im Laufe der Zeit durch Erosion zu ihrer heutigen, außergewöhnlichen Formen gekommen sind. Man braucht nicht viel Fantasie, um in den Felsen die Figuren zu erkennen, nach denen sie benannt wurden. So gibt es z.B. Elefant mit Krokodil, die Liebenden von Teruel oder auch ein steinernes Meer. Auf unserer Weiterfahrt durch die Hochebene führt uns die Route immer wieder vorbei an Ackerflächen aus karger roter Erde, bei denen man sich kaum vorstellen kann wie dort etwas geerntet werden soll. Lediglich große Steine liegen zuhauf auf den landwirtschaftlichen Flächen. Zahlreiche Höfe links und rechts der Straße liegen verlassen dar, die Erde scheint nicht genug Ertrag abzuwerfen um gewinnbringend zu arbeiten und so sind die aufgegebenen Gehöfte dem Verfall preisgegeben.








Abermals sind wir in Andorra angelangt, diesmal jedoch ist das Wetter besser und es ist kein Wochenende. Man sieht kaum Menschen in der Fußgängerzone von Andorra la Vella, der größten Stadt in dem Zwergstaat. Witzig finde ich ein Hinweisschild zu einem Zebrastreifen, auf dem die Entfernung mit 93 m angegeben ist. In einem solch kleinen Staat wie Andorra kann man halt nicht so verschwenderisch mit den Metern umgehen… Vollgetankt verlassen wir Andorra auf kleinen, unbefestigten Bergstraßen und gelangen so auf einer schönen Strecke wieder nach Spanien.

 


Auf kurvenreichen Straßen verlassen wir nun die Pyrenäen und steuern erneut aufs Mittelmeer zu, welches wir in der Nähe von Perpignan bei Canet-En-Rossillon erreichen. Der Straßenverkehr hat sich, seit wir in Frankreich sind, recht stark gewandelt. Wurde zuvor in Spanien zwar zügig aber dennoch rücksichtsvoll gefahren, wird hier wieder gedrängelt und gehupt, sodass ich schon fast glaube wieder in Deutschland zu sein. Die schöne Aussicht auf das Mittelmeer belehrt mich jedoch eines Besseren.

 


Nach einer Übernachtung am Strand, folgen wir der Küste soweit es geht in Ufernähe bis zur Lagune Étang de Thau und gelangen somit nach Sète, wo es allerdings sehr überlaufen ist. Es ist Sonntag und im Hafen wimmelt es von Freizeitbooten und Touristen. Es ist nicht möglich irgendwo in Hafennähe die Landys zu parken, es ist proppevoll in der Stadt. So halten wir uns nicht lange auf der Landzunge auf. Wir fahren über Landstraßen durch die hügelige Landschaft in Richtung Norden, wir wollen uns noch den Viadukt de Millau ansehen.

Unterwegs kommen wir an einem riesigen Truppenübungsplatz vorbei. Es ist Sonntag und da ist der Übungsplatz leer und verwaist, am Wochenende sitzt auch der französische Landser lieber im Kreise seiner Lieben und sinniert bei einem Tetra Pak Wein über die Grande Nation als mit lauten Gebrüll die Hügel hinab zu stürmen… ;-)

Bei Millau führt die Autobahn A75 über den Tarn. Die mautpflichtige Schrägseilbrücke ist mit 2460 m die längste Brücke der Welt in dieser Bauart. Die maximale Pfeilerhöhe von 343 m macht den Viadukt zum höchsten Bauwerk Frankreichs, die Fahrbahn verläuft in bis zu 270 m Höhe über das Tal.


Millau selbst hat einen kleinen Park am Fluss mit einer Spielstelle für Wildwasserkajaks. Wir sehen noch eine Zeit lang den Kajakfahrern beim Spielen in der Wasserwalze zu, bevor wir aufbrechen um in die nahe gelegene George du Tarn zu fahren. Hier wollen wir die Nacht verbringen. Es gibt reichlich ausgeschilderte Campingplätze entlang der ca. 35 km langen und teilweise über 400 m tiefen Schlucht, jedoch sind alle bereits geschlossen. Die Campingsaison ist anscheinend schon vorbei. Selbst die Plätze, welche mit Werbeschildern als offen angepriesen werden, sind verschlossen. Später finden wir dann einen Campingplatz, bei dem das Tor zumindest soweit offen steht, dass man hindurch fahren kann und auf dem schon zwei Zelte stehen. Die sanitären Anlagen sind freilich verschlossen, dafür liegt die Campwiese direkt an der Tarn.




Nach einer „ruhigen“, sternenklaren Nacht geht es für uns weiter. Ist euch auch schon mal aufgefallen das Bäche oder Flüsse, welche tagsüber relativ leise dahinplätschern, nachts lauter und lauter werden und zudem unangenehm den Harndrang anregen? Irgendwie falle ich immer wieder auf solche Plätze rein. Tagsüber schmeicheln sie mit ihrer Schönheit und spenden an heißen Tagen angenehme Kühle, nur um einen nachts dann den Schlaf zu rauben… Über Clemont Ferrand fahren wir auf mautfreien Straßen weiter gen Heimat. Nach einer Zwischenübernachtung ungefähr in der Mitte Frankreichs erreichen wir schließlich Belgien, wo wir unseren letzten Übernachtungsstopp kurz hinter der Grenze an einer Schleife des Semois einlegen, bevor es am nächsten Tag dann die letzten Kilometer nach Hause geht.